Seit Samstag bin ich Psychologin. Seit Samstag besitze ich zumindest eine akademisch-offiziell anmutende Sammelmappe mit einem entsprechenden Zeugnis samt Urkunden und anderen formellen Papierstücken. Psychologin bin ich genauer gesagt seit dem 15. Februar, dem Tag, an dem ich die letzte Leistung vor meiner Uni abgelegt habe.
Komisches Gefühl. Vielleicht bin ich das beste Beispiel dafür, dass all die Leute, die einem immer erzählen, man bräuchte Ziele, um im Leben erfolgreich zu sein, falsch liegen. Ich hatte kein Ziel. Ich bin einfach nur den Weg weitergegangen, auf dem ich mich eben befand. Und nun spuckt er dieses Zeugnis aus und befördert mich damit vorerst aus dem universitären System hinaus und in die wirkliche Welt.
Achja, moment. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle meiner neu erworbenen Verantwortung als Psychologin gerecht werden und all die zahlreichen Leser dieser Zeilen darauf hinweisen, dass Ziele im Leben natürlich DURCHAUS wichtig sind. Bestimmt. Zumindest sagt das die Wissenschaft. Was jene davon hält, dass ich, vollkommen zielbefreit, mir nun einen Psychologie-Master herbeistudiert habe, weiß ich nicht. Aber vielleicht ist das auch alles nicht so wichtig. Es ist nun mal so, wie es ist und jetzt liegt es an mir, irgendetwas damit anzufangen. Vielleicht einen Schritt zu machen und mich auf den nächsten Weg zu begeben, der mich, die keine diesbezüglichen Ziele hat, an irgendein Ende bringt. Und vielleicht wird es ja gut. Oder auch nicht und dann muss mich vielleicht doch damit auseinandersetzen, ein -achtung:- spezifisches, messbares, attraktives, realistisches und terminiertes Ziel zu setzen. So macht man das nämlich am besten, habe ich gelernt.
Naja. Aber bis es soweit ist, überlege ich mir lieber, ob man aus dem schönen schweren Urkundenpapier der Universität wohl gute Papierflieger basteln kann.
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.